Als die in Berlin lebende Künstlerin und Architektin Alexandra Spiegel nach Berlin kam, war das Gebiet um die Prinzenstraße am Moritzplatz ein von Brachflächen geprägter Ort. Bis 1989 verlief dort die Grenze zwischen Ost- und West-Berlin. Ein Grenzübergang, eine Transit-Zone, kennzeichnete den Ort. Heute ist das Quartier fast vollständig bebaut und weiterhin im Interesse der Stadtentwicklung und deren Protagonisten.
Im Zuge mehrerer Neubebauungen wurde die Künstlerin dazu eingeladen sich mit dem Neubau „PANDION OFFICEHOME The Grid“ der Pandion AG in der Prinzenstraße 32-34 in Berlin und der Berliner Typologie des Hofdurchgangs auf einer künstlerischen Ebene auseinanderzusetzten. Ziel von Alexandra Spiegel war es dabei tiefgründig in die räumliche Thematik des Durchgangs und den „Geist des Ortes“ der Prinzenstraße einzutauchen. Ihr stellte sich die Frage: Was stellt den Genius Loci dar – was macht die Identität des Ortes aus? Entstanden ist „THE ARCHIVE“, eine ortsspezifische fotografische Raum-Installation aus selbst konstruierten und gefundenen Archivalien. Durch diese Verwendung von Archivalien wird nach Michel Foucault ein Monument aus Spuren des Ortes gebildet – eine Wissensarchitektur. DER HOFDURCHGANG - RÄUMLICHE INTERVENTION Der Hofdurchgang des Gebäudes The Grid bildet durch seine Büronutzung einen sehr langen dunklen Durchgang als Raum aus. Man kann ihn typologisch als Nicht-Ort, ein von Marc Augé geprägter Begriff, bezeichnen, einen leeren Funktionsort ohne Identität stiftenden Charakter. Die Künstlerin hat sich diesen architektonischen Nicht-Ort des Hofdurchgang für ihre Arbeit zu Eigen gemacht und ihn durch eine mediale Collage, die an die räumliche Struktur eines Archivs erinnert, überhöht. METHODE Beide sich gegenüberliegende Wandseiten des Hofdurchgangs werden mit 72 großformatigen Fotografien bespielt. Die Künstlerin hat sie in einem strengen gleichformatigen Raster angeordnet. Jedes Bild hat die Größe 96 cm x 154 cm. Das Raster greift die systematische Ordnung eines Archives auf. Die Künstlerin nutzt in ihrer Herangehensweise an diese Arbeit eine detailreiche Recherche zum Ort, wie sie ihr aus ihrer Arbeit als Architektin vertraut ist. Die Informationen aus dieser Recherche verarbeitet sie fotografisch. Sie deckt die vielschichtigen Spuren des Ortes auf. |
MOTIVE
Die Spuren werden gebildet aus Archivalien und textlichen Hinweisen zu Archivalien, welche sich auf den Ort, die Prinzenstraße am Moritzplatz, in Kreuzberg beziehen. Sie stellen den „Geist des Ortes“ dar, den sich der Betrachter über die 72 Abbildungen erschließen kann. Ein Teil der gedruckten Texte sind Signaturen und Hinweise zu Foto- und Filmarchivalien, sowie Dokumente aus dem Berliner Landesarchiv zur Prinzenstraße in Kreuzberg. Acht exemplarische Stadtfotografien aus dem Archiv werden gezeigt. Die Signaturen zu der Urheberschaft und der Materialität der Medien bilden selbst ein Medienarchiv an der Wand. Dieses enthält auch Fotografien, unter anderem zur Materialität der Archivalien, die während Alexandra Spiegels Arbeit im Archiv entstanden sind. Paragraph. Zur Bearbeitung hier klickenDes Weiteren zeigen die Drucke an den Wänden reproduzierte Zeichnungen und Informationen aus der Bauakte des Archivs zum Grundstück und zur Umgebung, wie zum Beispiel Ausschnitte von architektonischen Zeichnungen zur Baugenehmigung der Grenzkontrollstation zwischen West- und Ostberlin am Moritzplatz. Aus dem Filmarchiv werden die Inhaltsangaben zu den Filmrollen, die mit dem Ort des Neubaus verknüpft sind, dargestellt. Sie zeigen jeweils eine eigene in sich geschlossene Narration. Hashtags auf Instagram, die mit der Adresse des Neubaugrundstücks verknüpft sind, generieren weitere Bilder der insgesamt 72 Abbildungen im Durchgang. Die Hashtags fungieren als Bildpixel. Diese Abbildungen stellen die aktuelle Ebene des Archivs dar. Aus den bedruckten Wänden des Durchgangs entsteht ein collagenartiger Assoziationsraum mit Spuren aus unterschiedlichen Zeitebenen. Ein Archiv, das der Philosoph Michel Foucault als „Spiel von Beziehungen“ und „System der Diskursivität“ bezeichnet. Beim Durchschreiten des Durchgangs ergeben sich durch die Fotografien, Textfragmente und Zeichnungen immer wieder neue Zusammensetzungen der Informationen zum Ort. Die Arbeit eröffnet individuelle Interpretationen für einen Imaginationsraum des Genius Loci dieses Ortes durch eine aktuelle und vergangene mediale Annäherung. Vielen Dank an die Pandion AG: Reinhold Knodel, Mathias Groß, Florian Koch, Oliver Althoff, Eva Nieuweboer Vielen Dank an: Anja Detloff (kwärbeet), Katrin Husemann und Wibke Schneider (agn Leusmann GmbH), Torsten Rullmann (AIL-Centralstudio) Steffen Samberger, Clara Jaschke, Susana Villares López, Arianna Petrulli, Ana Knezevic´ |
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